Nach dem Abitur machte unser Studienbotschafter Tuan erst einmal ein Freiwilligenjahr, nicht zuletzt um Zeit zu gewinnen für die Entscheidung, wie es weitergeht. Danach beschließt er, Mathe und Chemie auf Lehramt zu studieren. So ganz will das aber nicht passen. Die Zweifel nagen. Aber das Abbrechen fällt schwer. Welches Fach passt besser? Doch nun ist Tuan da, wo er sich wohlfühlt: in der Wirtschaftspädagogik mit Zweitfach Chemie.

Es war ein steiniger Weg bis ich bei meinem Studienfach Wirtschaftspädagogik angekommen bin, da wo ich mich wohlfühle.

Studienbotschafter Tuan, Wirtschaftspädagogik

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Studienbotschafter Tuan steht auf dem Campus und lächelt, Foto: Christian Hüller
Studienbotschafter Tuan, Foto: Christian Hüller

Mein Steckbrief

Mein Weg zum Studium

Nach dem Abi war ich erstmal ‚Bufdi‘ in meiner Heimatstadt Plauen; vor allem deshalb, weil ich nicht wusste, was ich studieren will. Allerdings war ich nach dem Jahr immer noch nicht schlauer. Weil die Zeit rannte, habe ich mich für Lehramt entschieden. Einige meiner Lehrer fand ich nämlich ziemlich cool. Da dachte ich, das könnte was für mich sein. Weil ich in meinen Leistungskursen Mathematik und Chemie sehr gut war, habe ich mich für diese beiden Fächer entschieden. Nach zwei Jahren habe ich allerdings gemerkt, dass Mathe für mich zu anstrengend war. Ich war immer weniger motiviert und habe immer weniger Zeit dafür aufgewendet. Und in Mathe geht das gar nicht. Ich habe ein bisschen gehadert und vielleicht zu lange gezögert, aber letztlich habe ich mich entschieden, den Studiengang zu wechseln. Inzwischen bin ich mit Wirtschaftspädagogik und Chemie als Zweitfach zum Glück sehr zufrieden.

Meine Entscheidung für Wirtschaftspädagogik

Nachdem ich mir sicher war, dass Mathe nichts für mich ist, habe ich überlegt, dass ich gerne weiterhin etwas im Bildungsbereich machen würde. In der Schule fand ich den Unterricht in Gemeinschaftskunde spannend. Insbesondere wirtschaftliche Themen fand ich interessant. Das gab schließlich den Ausschlag für Wirtschaftspädagogik. Das Fach erlaubt mir, auch jenseits des klassischen Lehramtstudiums, mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten und meine Leidenschaft für wirtschaftliche Fragestellungen weiterzugeben. Was ich außerdem gut fand, war, dass ich neben Wirtschaftspädagogik ein weiteres Zweitfach belegen kann. Da habe ich mich (wieder) für Chemie entschieden. Es macht mir einfach Spaß, Theorie mit praktischen Experimenten zu verbinden.

Meine Entscheidung für Leipzig

Ich komme aus dem Vogtland, genauer gesagt aus Oelsnitz im Vogtland, in der Nähe von Plauen. Leipzig liegt knapp 150 km entfernt und ist damit sowohl mit der Bahn als auch mit dem Auto in ca. zwei Stunden erreichbar. Für mich fiel die Entscheidung daher relativ schnell auf Leipzig. Außerdem haben hier bereits einige Freunde von mir aus der Schulzeit gewohnt. Dass die Stadt so groß ist und so viel zu bieten hat, war für mich eher zweitrangig. Aber ich lebe tatsächlich sehr gerne hier. Es gibt viele Theater, eine Ultimate Frisbee Szene und viele Möglichkeiten, sich auszuleben; sei es nun im Sport, Theater und Musik, Politik oder im Ehrenamt. Am meisten beeindruckt mich die offene Lebenskultur.

Wirtschaftspädagogik und Chemie – das ist für mich

Ich schätze an der Wirtschaftspädagogik die Verknüpfung zwischen Wirtschaft und Erziehungswissenschaften. Das mag für viele auf den ersten Blick befremdlich wirken. Ich bin nämlich oft der Frage begegnet: „Wirtschaft und Pädagogik? Passt das zusammen?“ Ich finde, ja, sogar sehr gut!

Und Chemie? Chemie stillt meine Entdeckerlust. In Experimenten zeigt sich, ob ich mit meinen Vorüberlegungen richtig liege. Das liebe ich einfach.

Am spannendsten fand ich bisher

Bürgerliches Recht im 1. Fachsemester. Ich habe bis jetzt noch keine so praxisnahe Veranstaltung erlebt wie diese Vorlesung. Die Inhalte lassen sich im Alltag anwenden, z. B. beim Schließen eines Kauf- oder Mietvertrags. Schließlich bestellt jeder mal ein Paket bei Amazon oder bei H&M. Doch was passiert, wenn etwas kaputt ist oder das Paket gar nicht erst ankommt? Wie widerruft man einen Vertrag, wie bekommt man eine Entschädigung? Das alles wurde in dieser Veranstaltung praxisnah erklärt.

In Chemie hat mich besonders die Fachdidaktik interessiert. Ich habe viele Methoden und Ansätze gelernt, wie man konkrete Unterrichtsinhalte gestaltet. Wir haben sogar einen Katalog an Schulexperimenten an die Hand bekommen, die wir alle selbst ausprobiert haben.

So hat sich mein Bild von Wirtschaftspädagogik und Chemie geändert

Ich dachte gerade aufgrund meiner Erfahrungen mit dem Lehramtsstudium nach dem Abi, dass auch das Wirtschaftspädagogikstudium wie die anderen Lehramtsstudiengänge wäre. Das ist aber nicht so. Im Lehramt (sei es für die Oberschule oder für das Gymnasium) wird man für den Unterricht von Kindern und Jugendlichen ausgebildet. In Wirtschaftspädagogik hingegen wird man für die Ausbildung junger Erwachsener qualifiziert -- und das merkt man in den Pädagogikmodulen. Ich wurde hier in ein anderes Lernsystem eingeführt. Berufsbildende Schulen setzen nämlich primär auf sogenannte ‚Lernfelder‘ und sind nicht am klassischen Fächersystem orientiert. Im ersten mehrwöchigen Praktikum an einer berufsbildenden Schule habe ich hautnah die Unterschiede zwischen einer allgemeinbildenden und einer berufsbildenden Schule im Bereich der Didaktik und Methodik erlebt und die sind wirklich groß!

In Bezug auf Chemie wiederum hat sich mein Bild nicht wirklich verändert. Vieles von dem, was ich vorher angenommen habe, war am Ende auch so, nämlich das Studium macht viel Arbeit und beinhaltet viele Laborpraktika.

Voraussetzungen, die ich erfüllt habe

Als erste Voraussetzung musste ich mit meiner Abiturnote erstmal die damalige NC-Hürde knacken. Die lag bei 2,4. Eine pauschale Aussage über den NC lässt sich allerdings nicht treffen, da sich dieser jedes Jahr in Abhängigkeit von den Bewerbern verändert. Bewerben sich in einem Jahr mehr, noch dazu mit sehr guten Noten, dann steigt der NC. Bewerben sich eher weniger und sind unter den Bewerbern eher solche mit durchschnittlicheren Noten, fällt der NC moderater aus.

Neben einer halbwegs guten Abi-Note sollte man Interesse an mathematischen Fragen mitbringen. Es gibt im Bachelor nämlich drei Mathemodule, die jedoch im Vergleich zu den Mathemodulen bei den Lehrämtern definitiv entspannter sind. Trotzdem muss man einiges auf einmal bewältigen können. Am Anfang hatte ich sechs verschiedene Module zu unterschiedlichsten Themen. Da hatte ich ganz schön zu jonglieren. Wie im Lehramt gibt es auch hier eine Dreiteilung zwischen Pädagogik, dem Fach ‚Wirtschaft‘ und dem entsprechenden Zweitfach, in meinem Fall Chemie.

Nochmal zu Mathe: Mathe ist schon nicht ohne. Meine Vorkenntnisse aus dem Mathestudium, das ich zwei Jahre absolviert habe, haben definitiv meine ersten Semester erleichtert. Mathe ist ein Fach, das einem in mehr Fächern begegnet als man denkt (eben nicht nur im reinen Mathestudium).

So wohne ich

Ich wohne mittlerweile in einer 3er-WG mit meiner Freundin und einem weiteren Mitbewohner. Die ersten zwei Jahre habe ich mit einem Schulfreund in Paunsdorf zusammengewohnt. Das war nicht die beste Idee. Denn ich habe jeden Tag 25 Minuten mit der Bahn gebraucht. Das kommt einem vielleicht nicht viel vor. In der Praxis ist das aber echt ungünstig. Jetzt wohne ich fünf Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, auf der Einbahnstraße im Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld. Die Straße lebt von vielen Barber-Shops, Restaurants und Supermärkten und einer multikulturellen Kultur. Gegen ihren schlechten Ruf: Ich liebe es da zu wohnen.

So finanziere ich mich

Ich arbeite aktuell bei meinen Eltern in der Gaststätte und unterstütze sie, wenn ich nach Hause fahre während der Wochenenden. Dazu arbeite ich als Studienbotschafter und mache als Proband bei einigen Studien beim Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften mit.

So hat sich mein Alltag durch das Studium verändert

Bis zum Abitur habe ich bei meinen Eltern gelebt. Die besitzen ein Restaurant, weshalb ich regelmäßig neben der Schule dort mitgearbeitet habe. Mit meinem Umzug nach Leipzig hat sich mein Alltag ganz schön verändert. Auf der einen Seite habe ich viel mehr Freiheiten, insbesondere in meiner Freizeitgestaltung, sodass ich viele neue Dinge ausprobieren kann. Auf der anderen Seite musste ich aber auch lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen und mich alleine um den Haushalt zu kümmern. Nur als Beispiel: Aus der Schulzeit war ich einen festen Rhythmus durch die Unterrichtszeiten gewöhnt. Seit dem Studienbeginn liegt es in meiner eigenen Verantwortung, mich zu organisieren (was bereits mit der selbstständigen Zusammenstellung des Stundenplans und der Einteilung meiner Arbeitszeiten beginnt).

Auch wenn sich mein Leben durch das Studium grundlegend verändert hat, fahre ich nach wie vor regelmäßig zu meiner Familie an den Wochenenden nach Hause und unterstütze sie weiterhin im Restaurant. Unter der Woche und an den Wochenenden, die ich in Leipzig verbringe, genieße ich die Vorzüge meines neuen Lebens hier. Dazu gehören für mich regelmäßige Mensa-Besuche mit Freundinnen und Freunden oder Treffen in den Parks.

So viel Zeit verbringe ich mit dem Studium

Aktuell bin ich sehr oft in der Bibliothek und verbringe dort die meiste Zeit. Das sind schon so gute 25 bis 30 Stunden die Woche.

So habe ich Leute kennengelernt

Anfangs habe ich über Lehrveranstaltungen neue Leute kennengelernt. Mit den meisten bin ich bis heute gut befreundet; aber auch über Uni-Sportkurse und Veranstaltungen, die die Fachschaftsräte organisiert haben.

So lerne ich

Meistens gehe ich in die Bib, weil ich dort einfach am effektivsten lernen kann. Alle, die da sind, wollen im Grunde das gleiche: mit ihrem Studium vorankommen. Zuhause klappt das gar nicht. Ich lasse mich ständig durch andere Dinge ablenken (wie meine Playstation, YouTube oder meine Mitbewohner).

Das ist eine Herausforderung für mich

Ich würde sagen, rechtzeitig anzufangen, ist immer noch eine Herausforderung für mich; sei es mit dem Schreiben einer Hausarbeit oder dem Lernen für eine Prüfung. Kurz vor knapp setze ich mich selbst total unter Stress und habe schon viele schlaflose Nächte deswegen gehabt.

Damit habe ich nicht gerechnet

Ich war überrascht, wie klein mein Studiengang ist. In meinem Jahrgang sind nicht mehr als maximal 40 Teilnehmende. Wir sitzen jedoch in einigen Veranstaltungen mit Studierenden aus anderen Studiengängen (wie Wirtschaftswissenschaften oder Wirtschaftsinformatik) zusammen. Dann sind wir natürlich schon eine sehr große Studierendenanzahl (mit bis zu 300 Personen im Hörsaal). Mit dem hohen Anteil an Mathe-Modulen habe ich übrigens auch nicht gerechnet, wie die meisten wohl.

Das habe ich (über mich) gelernt

Dass ich um mich herum Menschen brauche, die mit mir zusammen lernen. Ich war in der Schule relativ faul und habe auf Klausuren kurz zuvor gelernt. Ich brauche Menschen, die mit mir gemeinsam in die Bib gehen oder die sich mit mir gemeinsam an Aufgaben setzen, damit ich auch wirklich konzentriert arbeiten kann.

So hat mich das Studium verändert

Ich musste lernen, selbstständig zu werden. Das fängt schon zu Hause in der Wohnung an (sich sein eigenes Essen kochen, die Wohnung putzen oder das Zimmer aufräumen) und hört auf bei der Zeit- und Selbstorganisation (wann und wie ich Zeit für die Uni einplane). Alles unter einen Hut zu bekommen ist mir anfangs schwergefallen.

Das hätte ich gerne vorher gewusst

Ich hätte mich über einen kurzen Einblick in meinen Studiengang gefreut. Am Anfang war es doch sehr stressig, alles zu bewältigen. Hätte ich vorher gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich mich besser darauf einstellen können.

Diese beruflichen Perspektiven habe ich

Ich habe die Möglichkeit, an berufsbildenden Schulen zu arbeiten; sei es an einem beruflichen Gymnasium, einer Fachschule oder einer Fachoberschule etc. Jeder, der im Anschluss an das Studium an der Schule arbeiten möchte, unterrichtet das Fach ‚Wirtschaft und Verwaltung‘ und dann das ausgewählte Zweitfach, in meinem Fall Chemie. Ich könnte allerdings auch in die freie Wirtschaft gehen und im Personalwesen arbeiten oder in Unternehmen, die Arbeitnehmer ausbilden.

Diese beruflichen Erfahrungen habe ich bislang

Ich habe bis jetzt an mehreren Schulen ein Praktikum absolviert und stand entsprechend auch schon vor mehreren Klassen, um selbst zu unterrichten. Da habe ich viel über den Umgang mit Schülern gelernt. Die Praktika sind übrigens ins Studium integriert.

Das habe ich vor

Aktuell verfolge ich das Ziel, an einer berufsbildenden Schule zu unterrichten. Definitiv beschlossen habe ich das für mich aber noch nicht. Die Arbeit im Personalwesen kann ich mir prinzipiell auch sehr gut vorstellen.

Das würde ich heute anders machen, um das für mich passende Studienfach zu finden

Ich hätte gerne an einem Schnuppertag teilgenommen. Damals, als ich mit dem Mathestudium angefangen habe, fühlte ich mich völlig erschlagen und war total überfordert. Ein Schnuppertag hätte mir vielleicht klar gemacht, dass, nur weil ich in der Schule gut in Mathe war, es im Studium nicht zwangsläufig auch so sein wird.

Das hilft mir mit Herausforderungen des Studiums umzugehen

Ich spreche mit anderen Studierenden, um zu sehen, ob ich der einzige bin, der an etwas knabbern muss. Meistens stellt sich heraus, dass viele mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Oft findet sich schon beim Reden eine Lösung.

Meine Tipps für euch

Jeder hat im Studium unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen; sei es, neue Freunde zu finden oder das gemeinsame Wohnen in der WG gut zu organisieren. Und in Bezug auf die Studienorientierung: Die Uni hat viele Beratungs- und Informationsangebote. Nutzt die, bevor ihr euch für etwas entscheidet, was euch im Nachgang unglücklich macht. Sprecht auch mit uns, den Studienbotschafter:innen oder anderen Studierenden. Geht zum Tag der offenen Tür oder zum Studieninformationstag und lernt die Uni von innen kennen. Nur so könnt ihr ein realistisches Bild bekommen.

Ich studiere Wirtschaftspädagogik im Master. Wenn ihr euch für diese Fachrichtung interessiert, informiert euch ab sofort am besten direkt zum Lehramt an berufsbildenden Schulen mit der Fachrichtung Wirtschaft / Verwaltung. Denn: Seit Sommer 2022 kann man sich nicht mehr für den Bachelor Wirtschaftspädagogik bei uns an der Uni Leipzig bewerben.

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